Bei aller Kritik am Islam als Weltanschauung gibt es doch viele Muslime, die modern leben und sich ihr Leben nicht von den alten Religionstexten vorschreiben lassen, die Islamkritiker gerne zitieren, um die Unvereinbarkeit zwischen dem Islam und dem Respekt von der Freiheit und körperlichen Unversehrtheit des Menschen zu unterstreichen.
Das ist natürlich richtig. Bedeutet dies aber, dass der Islam als Ideologie nicht weiter auseinander genommen werden sollte? Nein, im Gegenteil. Aus Liebe zu genau diesen friedliebenden Muslimen und ihren Kindern und aus Liebe zu der freiheitlich demokratischen Gesellschaft in der wir – Gott sei Dank – leben dürfen, müssen wir die dogmatischen Abgründe des Islams schonungslos ans Tageslicht bringen, um alle Menschen – und insbesondere auch die Muslime – davor zu bewahren in diese Abgründe hineinzufallen und für immer verschluckt zu werden.
Viele modern lebende Menschen aus der Türkei, den arabischen Staaten und mittlerweile auch Europäer bezeichnen sich als Muslime, verrichten aber nicht die islamischen Pflichtgebete. Und dies, obwohl doch gemäß einem in der sunnitischen Welt als authentisch betrachteten Hadith, also einem Ausspruch Mohammeds, folgende prophetische Worte überliefert wurden:
„Der Bund zwischen uns und ihnen ist das Gebet, wer es also nicht verrichtet ist zu einem Ungläubigen geworden.“
Mohammed sagte auch:
„Zwischen einem Mann, dem Unglauben (Kufr) und dem Polytheismus (Shirk) steht das Weglassen des Gebets.“ (Sahih Muslim, siehe auch http://www.binbaz.org.sa/node/4812).
Wenn man nun eine weitere Aussage Mohammeds hinzuzieht, wird es für diese modernen Muslime sehr gefährlich und dutzende modern lebende Muslime in Syrien und dem Irak sind dieser tödlichen Logik schon zum Opfer gefallen. Denn Mohammed schließt in den zitierten Aussprüchen diejenigen, die das Gebet nicht verrichten von der Gemeinschaft der Gläubigen aus und laut einem für authentisch gehaltenen weiteren Ausspruch Mohammeds ist das Blutvergießen eines Muslims in genau drei Fällen erlaubt: erstens bei Ehebruch, zweitens bei Vergeltung und drittens – und das ist hier der wichtige Punkt -, beim Verlassen der muslimischen Gemeinschaft.
Das ist natürlich solange unkritisch, solange die Gesellschaft diese Aussprüche nicht wirklich ernst nimmt und nicht versucht aus diesen eine Gesellschaftsordnung abzuleiten. Wenn es aber genau dazu kommt, wie es im Islamischen Staat in Syrien und Irak heute der Fall ist, dann wird Blut auf diesen prophetischen Aussagen hinfließen – nur, weil ein modern lebender Moslem nicht das rituelle Gebet verrichtet hat. Und modern lebende Muslime im Westen werden dann, wie es ja auch gerade geschieht, den Menschen weis machen wollen, dass diese Morde nichts mit dem Islam zu tun haben. Dadurch verteidigen sie genau die Ideologie, die ihres gleichen unter dem Islamischen Staat das Leben auf grausame Weise nimmt und in Zukunft, wenn diese Ideologie sich weiter ausbreitet auch ihnen das Leben kosten wird. Und das alles nur, weil sie ihre kulturelle islamische Identität bewahren wollen, die aber im Widerspruch zu den tödlichen islamischen Dogmen steht. So unterstützt meiner Meinung nach jeder, der den Islam in seiner sunnitischen Ausprägung versucht zu verharmlosen, die sogenannten radikalen Kräfte im Islam. Warum? Weil dabei geholfen wird den Islam salonfähig zu machen und seine tödlichen und menschenverachtenden Dogmen unter den Teppich gekehrt werden. Sie sind und bleiben aber vorhanden und es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese wieder aktiviert werden und zu Diskriminierung und Blutvergießen führen werden.
Die gewaltbehafteten religiösen Textstellen einfach auszublenden und zu hoffen, dass sie ja keiner ans Tageslicht bringt ist eine sehr gefährliche Strategie, die Jahrelang in der gesellschaftlichen Debatte um den Islam praktiziert wurde und heute noch wird. Sie ist deshalb gefährlich, weil gerade junge Muslime, die ein „logisches“ und in sich schlüssiges Weltbild durch die Religion vermittelt bekommen wollen, von den sogenannten Rattenfängern und Hasspredigern an diese Texte herangeführt werden und vor das Dilemma gestellt werden, entweder auch diese Texte in ihr Leben integrieren zu müssen oder als inkonsequente Heuchler entlarvt zu werden, die von der Religion nehmen, was ihren eigenen Gelüsten entspricht und davon lassen, was ihnen zu wieder ist. So werden diese Jugendlichen gefragt, warum sie im Monat Ramadan fasten. Die Antwort ist klar, weil Allah in diesem Zusammenhang im Koran sagte: „Vorgeschrieben ist euch zu kämpfen, obwohl es euch zuwider ist. Aber vielleicht ist euch etwas zuwider, während es gut für euch ist, und vielleicht ist euch etwas lieb, während es schlecht für euch ist. Allah weiß, ihr aber wißt nicht.“ (Koran 2:216) Mit exakt der gleichen Rhetorik lässt der Schreiber des Korans die Gottheit Allah aber auch sagen „Vorgeschrieben ist euch der Kampf, doch ist er euch ein Abscheu…“. Ein anderer Anknüpfungspunkt um einen gläubigen Muslim auf der Grundlage der religiösen Texte zur Gewalttätigkeit zu verführen ist im Koran in Sure 9:111 zu finden. Demnach hat ein Mensch mit dem Eintritt in den Islam seine Seele und seinen Besitz für den Paradiesgarten verkauft. „Allah hat von den Gläubigen ihre eigene Person und ihren Besitz dafür erkauft, daß ihnen der (Paradies)garten gehört: Sie kämpfen auf Allahs Weg, und so töten sie und werden getötet. (Das ist) ein für Ihn bindendes Versprechen in Wahrheit in der Tora, dem Evangelium und dem Qur’an. Und wer ist treuer in (der Einhaltung) seiner Abmachung als Allah? So freut euch über das Kaufgeschäft, das ihr abgeschlossen habt, denn das ist der großartige Erfolg!“ (Koran 9:111)
Friedliebende Muslime gibt es natürlich viele, und vielleicht repräsentieren sie sogar die Mehrheit der Muslime, die friedfertigen in jedem Fall. Aber das Potenzial zur Radikalisierung steckt in der Identität eines Menschen als Muslim und den gewaltbehafteten religiösen Urtexten des Islams. Ein handfester Beweis dieser These ist das deutliche Muster der Radikalisierung, das vermehrt unter Muslimen zu beobachten ist. Dieses Muster ist davon geprägt, dass die Radikalisierung und Gewaltanwendung immer eine Rückbesinnung auf die Urtexte des Islams und der klassischen sunnitischen Rechtsschulen vorangeht – in der westlichen Gesellschaft hat sich dafür der Begriff des Salafismus festgesetzt.