Reform im Islam!? (Barino)

Ist der Islam reformierbar? Dies ist die zentrale Frage der Videoserie zu deren ersten Teil ich sie herzlich begrüße.

In Deutschland und auch allgemein im Westen versucht man in religiösen Debatten um den Islam immer wieder Analogien zur Kirchengeschichte zu ziehen. Man glaubt, dass man nur auf die geschichtliche Entwicklung des Christentums blicken muss, um auch für die Entwicklung des Islams vorhersagen treffen zu können. Er begann halt 600 Jahre nach dem Christentum, somit werden alle Entwicklungen einfach um 600 Jahre verschoben auftreten. Gemäß dem islamischen Kalender schreiben wir heute das Jahr 1437. Nach einer dunkeln Epoche der Kirchengeschichte im Mittelalter erlebte die Kirche um das Jahr 1600 eine Reformation, die dann mit der Aufklärung ab dem Jahr 1700 die geschichtliche Grundlage unserer modernen westlichen Gesellschaften bildete, die auf Rationalität, Trennung von Staat und Kirche sowie Rechtsstaatlichkeit gegründet sind. Nach dieser Logik hat der Islam eine Zeit der Reformation und Aufklärung noch vor sich.

Aber was bedeutet eigentlich „Reformation“? Das Wort setzt sich aus den beiden Wortteilen „re“, d.h. „zurück“ und „Formation“, also Gestaltung, zusammen. Wenn eine Religion also eine Reformation durchläuft, dann ist es kein nach vorne gerichteter Erneuerungsprozess, sondern ein Zurückbesinnen auf den Ursprung. Eine Reformation ist also eine Wiederherstellung eines alten Zustands. Im Christentum war genau dies der Gegenstand der Reformation. Die Ausschweifungen der Kleriker, die Politisierung und das weltliche Machtstreben der Kirche, die Missachtung der Gleichheit aller Menschen vor Gott und das grausame Morden im Namen der Religion wurde geistig bekämpft. Es sollte wieder gelten was Christus lehrte: wer groß sein will, der mache sich zum Diener der anderen; gebt dem Kaiser was dem Kaiser ist – das Geld und weltliche Macht – und gebt Gott was Gott gehört – die aufrichtige Anbetung im Geist. Eine wichtige Waffe der Reformation war die Übersetzung der Bibel aus der Sprache der Kleriker, dem Latein, in die Sprache des Volkes, ins Deutsche. Ein Rückbesinnen auf den Ursprung des christlichen Glaubens, also ein Rückbesinnen auf die Person Jesu Christi und seiner Botschaft der Liebe, war, was als „die Reformation“ die Geschichte geprägt hat. Kurz gesagt also hat die Reformation im Christentum zur Entmachtung der Kleriker, dem Schutz der Menschenwürde und der Wahrung des Lebens geführt, weil dies die Botschaft desjenigen war, auf den sich das Christentum zurückführt – also die Person Jesu Christi.

Und genau diese Tatsache macht mich stutzig, dass im Islam eine Reformation wirklich zum Guten gereichen kann. Denn der Gründer des Islams, Mohammed, auf den sich die gesamte Religion des Islams zurückführt war gemäß der anerkannten islamischen Quellen Prophet, Staatführer und Feldherr in einer Person. Seine Biographie ist durchzogen von Kriegen, Auftragsmorden und Überfällen. Das hört sich sehr hart an, man lese aber nur einmal die älteste Biographie, die uns schriftlich über diese Propheten überliefert wurde – die Biographie Mohammeds von Ibn Hisham. Seit dem Mohammed im Jahr 622 nach Medina ausgewandert ist, ist die restliche Biographie eine einzige Kriegsgeschichte. Ein Kriegszug reit sich an den Nächsten. Die Kriegserzählungen werden unterbrochen von Erzählungen über Auftragsmorde, die Mohammed erließ, und es geht weiter mit Kriegserzählungen. Die Biographie endet dann mit Erzählungen zur letzten Wallfahrt, der Krankheit und der Beisetzung Mohammeds. Nach dem Tod des Propheten setzt sich die islamische Geschichte, diesmal unter den „rechtgeleiteten Khalifen“, wieder mit Kriegserzählungen und politischen Machtkämpfen unter den Gefährten des Propheten Mohammeds fort.

Wir haben es hier mit einem Propheten zu tun, der mit dem Schwert in der Hand das Wort seines Gottes in die Welt brachte. So wird er in einem authentischen Hadith mit den Worten zitiert:

„Ich wurde vor dem Jüngsten Gericht mit dem Schwert geschickt bis Allah der Erhabene, der keinen Teilhaber hat, alleine angebetet wird. Und meine Versorgung liegt im Schatten meines Speeres. Und die Erniedrigung und Unterwerfung trifft den, der meiner Anweisung zu wieder handelt.“ (Ahmad, http://library.islamweb.net/newlibrary/display_book.php?idfrom=9943&idto=9943&bk_no=87&ID=2057).

In einem anderen Hadith wird überliefert, dass Mohammed sagte: „Ich wurde beauftragt die Menschen zu bekämpfen bis sie bezeugen, dass es keine Gottheit außer Allah gibt und dass Mohammed der Gesandte Allahs ist und sie das Gebet verrichten und die Zakah bezahlen. Wenn sie dies tun, dass ist ihr Blut und ihr Besitz vor mir geschützt, außer das islamische Recht nimmt es ihnen wieder. Und ihre Abrechnung obliegt Allah dem Erhabenen.“ (Bukhari und Muslim, http://articles.islamweb.net/media/index.php?page=article&lang=A&id=59047)

Beispiele von gewaltbehafteten Aussagen, die Mohammed in den Mund gelegt und von den sunnitischen Muslimen als authentisch anerkannt werden gibt es unzählige. Diese beiden Aussagen Mohammeds und der Verweis auf die Koranverse 8.60 und 47.20-21, zu denen ich die einschlägige Koranexegese von Al-Tabary, Al-Qortoby und Ibn Kathir auf der Basis der arabischen Originaltexte in eine Deutsche Zusammenfassung überführt habe und der Verweis auf die Abhandlung des Großgelehrten Ibn Baz mit dem Titel „Der Jihad dient nicht nur der Verteidigung“, den ich aus dem Arabischen übersetzt habe sollen hier genügen um das Problem aufzuzeigen. Das Kernproblem des Islams ist, dass der Ursprung der Religion gewaltbehaftet ist und dass die Person, auf die sich der Islam zurückführt, mit Gewalt seine Botschaft in die Welt trug und Kriege, Morde und Diskriminierung geschaffen hat – all dies, was nach dem Mittelalter mit der Reformation im Christentum durch eine Rückbesinnung auf den Ursprung, auf Jesus Christus überwunden werden konnte. Eine Reformation im Islam ist zwangsläufig eine Rückbesinnung auf genau diese Grausamkeiten, die man im Christentum mit der Reformation überwunden hat.

Ist also eine Reformation im Islam möglich? Selbstverständlich, wir erleben sie gerade in Irak und Syrien unter dem Islamischen Staat.