Islam und Rechtsextremismus (Barino)

In der Deutschen Gesellschaft leben wir gerade in Mitten eines Spannungsfelds zwischen Ängsten vor Überfremdung und Islamisierung auf der einen Seite und einer Willkommenskultur auf der anderen.

Ich selbst stehe dabei in der Mitte, denn ich kann die Ängste einer Islamisierung sehr gut nachvollziehen, jedoch dürfen uns Ängste nicht daran hindern, wirklich bedürftigen Menschen ungeachtet ihrer Herkunft und Religion zu helfen.

Ich fühle mit den Flüchtlingen vielleicht deshalb besonders mit, weil meine eigenen Eltern und Ureltern ebenfalls Flüchtlinge waren. Meine Urgroßmutter ist aus Syrien vor den Osmanen, die die Christen dort abgeschlachtet haben, in den Sudan geflohen. Als der Sudan von radikalen Kräften islamisiert wurde und eine Christenverfolgung einsetzte ist meine Großmutter nach Ägypten geflohen. Als der Krieg zwischen Ägypten und Israel ausbrach entwickelte sich auch in Ägypten eine extrem aggressive Stimmung gegenüber den Christen. Meinem Vater haben Muslime in Ägypten einmal gesagt: „Wenn wir die Juden erstmal vernichtet haben, dann seid ihr Christen die nächsten.“ In dieser Zeit sind viele christliche Ägypter ins Ausland geflohen. So auch mein Vater.

Daher bin ich vom Grundsatz her natürlich Dankbar, dass es Gesellschaften gibt, die Menschen auf der Flucht aufnehmen.

Allerdings möchte ich natürlich auch nicht, dass sich durch den Flüchtlingsstrom nach Deutschland radikale Kräfte weiter ausbreiten und Deutschland somit nur eine Zwischenstation in der Flüchtlingsgeschichte meiner Familie sein wird.

Dies kann meiner Ansicht nach in zwei Szenarien geschehen: entweder über eine Islamisierung der Gesellschaft oder einer Radikalisierung von rechts. Der Islam und die traurige Familiengeschichte mit ihm wurden bei uns zuhause nie thematisiert. Ich war in Bezug auf den Islam sogar so naiv bzw. unwissend gewesen, dass ich sogar einmal glaubte, dass mein Suchen nach einem religiösen Sinn im Leben – mein Suchen nach Gott – im Islam eine Erfüllung finden könnte. Dem gegenüber kenne ich die Ängste einer Radikalisierung von rechts schon aus meiner frühen Kindheit. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, in der mein Vater einen gepackten Koffer im Zimmer stehen hatte, und seine Schuhe neben dem Bett. Ich fragte ihn warum das so sei, er sagte mir, dass es Menschen gäbe, die die Ausländer hassen und es sein kann, dass er ganz schnell fliehen müsse.